Die Kirchenbauhütte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg – Bewahrerin hanseatischer Baukunst

Die Kirchenbauhütte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, einzigartig in ganz Norddeutschland, steht seit ihrer Gründung im Jahr 1951 als Symbol der Hingabe und des handwerklichen Geschicks. Diese Bauhütte hat nicht nur bedeutende Maurer-, Zimmerer- und weitere handwerkliche Leistungen an den Kirchen St. Marien, St. Petri, St. Jakobi und am Dom zu Lübeck vollbracht, sondern auch an zahlreichen anderen Orten beider Bezirke.
 

Besondere handwerkliche Leistungen

Ein besonderes Merkmal ihrer Kunstfertigkeit ist die Wiederherstellung kriegszerstörter Gewölbe in mittelalterlicher Bauweise, wie sie in vielen Gewölben von St. Marien und St. Petri sowie in allen 17 Gewölben des gotischen Chores des Domes zu sehen ist. Zudem spielt die Bauhütte eine zentrale Rolle in der Pflege der großen Kirchen und hat sich bei denkmalpflegerischen Arbeiten bewährt, auch in kleineren Kirchengemeinden.
 

Teamzusammensetzung und Begeisterung für das Handwerk

Im Team der Bauhütte sind derzeit acht Maurer und ein Zimmermann, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit eine gemeinsame Leidenschaft für ihr Handwerk teilen. Sie schätzen die Arbeit mit historischen Materialien, die Pflege alter Handwerkstraditionen und den Erhalt kulturellen Erbes. Seit 2010 dient die Bauhütte auch als anerkannte Einsatzstelle für das Freiwillige Soziale Jahr in der Denkmalpflege, wodurch junge Menschen die Möglichkeit erhalten, den Denkmalschutz praktisch und theoretisch kennenzulernen.

Der Hüttenmeister und seine Aufgaben

Der Hüttenmeister, eine historische Berufsbezeichnung, koordiniert die Gewerke im Kirchenhandwerk und fördert den Austausch von Wissen und Erfahrungen. Vernetzt mit anderen Hüttenmeistern in Deutschland, trifft er sich jährlich mit Fachleuten, um sich über die Erhaltung der großen europäischen Kirchen auszutauschen. Der Hüttenmeister ist auch lokal in Lübeck gut vernetzt und steht in regem Austausch mit den lübschen Gästeführern.
 

Aktuelle Projekte und zukünftige Herausforderungen

Das aktuell größte Projekt der Bauhütte war die Sanierung des Petrikirchturms zu Lübeck von 2013 bis 2018. Die Backsteinfassade des 12. Jahrhunderts wurde aufgrund von Frost und Feuchtigkeit repariert, wobei ca. 2.000 Quadratmeter Fassadenfläche instand gesetzt und 75 schmiedeeiserne Anker überprüft oder ersetzt wurden. Die Arbeit ist jedoch nicht abgeschlossen, da als Nächstes die Turmschäfte von Norder- und Südturm der Marienkirche saniert werden.
 

Tradition und immaterielles Kulturerbe

Die Tradition der mittelalterlichen Bauhütten, die den Kirchenbau und die Bauunterhaltung organisierten, hat eine lange Geschichte und wurde als „Best Practice“ in das Bundesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO in Deutschland aufgenommen. Im Februar 2019 wurde ein gemeinsamer Antrag von Bauhütten aus fünf europäischen Staaten vorgelegt, um in das Internationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen zu werden – im Dezember 2020 erfolgte der Eintrag ins internationale Register der UNESCO.

“Bauhütten kombinieren seit Jahrhunderten traditionelles Handwerk mit neuesten Techniken und stellen so den Erhalt unserer Kirchen sicher. Der Erhalt, besonders auch unserer großen Innenstadtkirchen, wäre ohne das Fachwissen und –können unserer Bauhütte nur schwer möglich.”

Liane Kreuzer

Leiterin der Kirchenbauhütte